Thema Arzneistoffe aus der Natur – alt und doch hoch aktuell
Wir durften als Vortragenden Prof. Bauer bei uns begrüßen. Es stand ein spannender Vortrag an über die pflanzlichen Arzneistoffe. Um deren große Bedeutung zu veranschaulichen begann der Vortrag mit der Nobelpreisverleihung 2015 für Youyou Tu für die Entdeckung des Artemisinin, eines hochpotenten Malaria Wirkstoffes aus Artemisia annua (Einjähriger Beifuß). Ferner wurde auch kurz auf die Welt der Bakterien verwiesen, in der Alexander Flemming das Penicillin bekannt machte. Ein Beispiel für Schwindeleien in dieser Branche ist Herba Gra, ein angeblich rein pflanzliches Potenzmittel, das jedoch den berühmten synthetischen Wirkstoff des Viagras Sildenafil zu 35 % enthält. Problematisch kann diese Vertuschung für Herzkranke sein, die schwere Rhythmusstörungen bekommen bis hin zum Tode.
Laut einer jährlichen Studie der FDA (USA) beträgt der Anteil pflanzlicher Medikamente sogar 65 %. Die Entwicklung eines neuen Arzneistoffes beträgt im Schnitt 12,5 Jahre und ist mit Kosten von 800 bis 1.000 Millionen Euro verbunden. Dabei durchlaufen 100.000 Substanzen Screenings und Tests bis meist nur noch eine einzige Substanz übrigbleibt. Hauptkostenfaktor ist die klinische Phase III, in der mehr als 1.000 Patienten überwacht werden müssen. Die Gesamtkosten der Arzneientwicklung sind seit den 70ern rapide gestiegen, unter anderem durch mehr Forschung, andererseits durch mehr behördliche Vorgaben. Dennoch beträgt der jährliche weltweite Output pro Jahr nur 18 Medikamente im Schnitt.
Im Folgenden werden Wirkstoffe aus Pflanzen vorgestellt, die auch heute noch aus Pflanzen extrahiert werden, da eine chemische Synthese kostentechnisch nicht möglich ist. Beispiele sind Morphin (sehr starkes Schmerzmittel) aus Opium, Chinin (Antimalariamittel) aus der Chinarinde, Vinblastin (Chemotherapie) aus Catharanthe, Atropin (Notfallmedikament) aus der Tollkirsche, Paclitaxel (Krebsmedikament) aus Eiben und Digitoxin (Herzmedikament) aus dem Fingerhut.
In der Industrie sind durch Roboter Screenings von einer Million Substanzen pro Tag möglich, dennoch suchen Forschern vermehrt nach Ethnopharmakologischen Erkenntnissen z.B. aus alten Arzneibücher und Schriften, um neue Wirkstoffe zu finden. Hierbei wird von einer Wirkung ausgegangen und dann versucht die verantwortliche Substanz zu finden und zu isolieren. Der Ansatz in der synthetischen Chemie ist genau andersherum.
Prof. Bauer stellt abschließend noch diverse Kooperationen zwischen Graz und China vor, sowie beteiligte Arbeitsgruppen. Allgemein sind von 250.000 Pflanzen auf der Welt gerade erstmal 20 % untersucht, wobei pro Pflanze bis zu 1000 Substanzen gefunden werden können. Darüber hinaus gibt es viele Stoffe die vermehrt in Krebstherapie und Tuberkulose heute eingesetzt werden und Heilungen ermöglichen.
In der Fragerunde werden noch die Bedeutung von Cannabis erörtert, welches in der Schmerzbehandlung unbestritten ist, ob es krebsheilende Eigenschaften hat wird gerade erforscht. Die wohl bestuntersuchte Pflanze sei derzeit Tabak, medizinisch Johanniskraut und Echinaceae-Arten.
Wir danken Prof. Bauer für diesen sehr interessanten Einblick in die Welt der Pflanzen und ihre Bedeutung für Medizin!
